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Handyverbot an Österreichs Schulen: Der Kampf gegen den „Brainrot“

Bildcredits by Freepik

Seit 1. Mai gilt in Österreich ein Handyverbot an Schulen bis zur 8. Schulstufe. Was bedeutet es für Lehrkräfte und Schüler:innen die „zweite Gehirnhälfte“ im Spind zu lassen? 

Die Meinung des Autors und angehenden Lehrers vorweg: Angesichts wachsender Bildschirmzeiten und zunehmender Konzentrationsprobleme ist die Entscheidung, Handys im Schulalltag zu verbieten, die einzig Richtige. Warum? Das analysiere ich im Artikel.

Handyverbot: Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück?

Seit etwa einem Monat hat die schwarz-rot-pinke Koalition eine klare Linie gezogen: In der Unterstufe öffentlicher Schulen (also bis zur 8. Schulstufe) gilt ein generelles Handyverbot. Schülerinnen und Schüler dürfen ihre Mobiltelefone während der Schule nicht verwenden -ausgenommen die Lehrenden fordern sie für Recherchezwecke dazu explizit auf.

Die Maßnahme soll den Fokus auf soziales Miteinander, Bewegung und Konzentration, statt auf Isolation und digitale Filterblasen legen. Das ist wichtig! Doch so ehrlich muss man sein: Medienkompetenz in den Lehrplänen und auch in den Ausbildungen der Lehrkräfte könnte noch ausgebaut werden. 

Die Jagd nach Likes und Followern: Ständiges Online-Sein bringt Jugendliche unter Druck

Befürworter:innen begrüßen das Handyverbot jedenfalls als längst überfällige pädagogische Maßnahme. Sie verweisen auf Studien, die zeigen, dass selbst die bloße Anwesenheit eines Smartphones im Raum die Konzentrationsfähigkeit mindert. Zudem werde durch das ständige Online-Sein der soziale Druck unter Jugendlichen verstärkt. Likes, Follower, Gruppenchats – das soll den Unterricht künftig nicht mehr stören.

Gefahr im Netz: Handyführerschein soll Cybermobbing bekämpfen

Kritiker:innen halten dagegen und führen an, dass die digitale Welt sich nicht aussperren lässt. Kinder und Jugendliche müssen lernen, sich in ihr sicher und reflektiert zu bewegen. Dazu braucht es allgemein mehr digitale Bildung, nicht bloß Regeln und Verbote zur Einschränkung. Diesem Aspekt schließe ich mich an.

Handynutzung im Unterricht braucht klare Regeln

Und was sagen die Lehrer:innen und Schüler:innen selbst? Ich habe mit Lehrkräften des Erzbischöflichen Gymnasiums Hollabrunn gesprochen. Hier herrscht schon seit 2019 ein vollkommenes Handyverbot in den Klassenräumen. Sechs Jahre vor der bundesweiten Handyverbots-Regelung einigte man sich hier, dass Smartphones selten „smarter“ machen und es klare Grenzen brauche. 

Das bestätigen Lehrkräfte und Schüler:innen. Sie berichten von einer spürbaren Entlastung im Schulalltag seit es das Verbot gibt. Es gibt weniger Konflikte und mehr Gespräche, kurz gesagt mehr zwischenmenschliche Interaktion. Wenn die Handys im Unterricht gebraucht werden, können sie ganz einfach verwendet werden. Die Direktorin der Schule, Ingrid Lehner-Pfennigbauer, erzählt:

Das Handyverbot gilt bei uns schon seit 2019 in den Klassenräumen und es funktioniert wunderbar.

Das Handyverbot wirkt! Und trotzdem muss sich das Bildungsministerium noch intensiver mit Medienpädagogik in den Lehrplänen beschäftigen. Nötig ist meiner Meinung nach ein ehrlicher Diskurs darüber, wie Schule im 21. Jahrhundert aussehen soll – analog, digital und dazwischen. Und den müssen wir auch mit dem jetzt eingeführten Handyverbot weiterführen.

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